Kategorie: reconstructed

  • BitTorrent – es kommt darauf an, was man daraus macht!

    (Erstveröffentlicht am 26.05.2005, durch Streaming ist der Aufhänger zwischenzeitlich ein wenig aus der Mode. Leider nicht aus der Mode ist – siehe Nachbemerkung – die Verlagerung der Verbrechensbekämpfung ins weite Vorfeld. Ich sage nur „potentieller Gefährder“ – potentiell sind wir alle gefährlich!)

    Oder auch: Für die einen ist es ein Distributionskanal, für die anderen die größte Bedrohung seit 9/11.

    U.S. Jacks Torrent Site

    … what the government is calling the first criminal law enforcement action against BitTorrent users. […] The raids came less than a week after the Motion Picture Association of America publicly slammed BitTorrent for accelerating the spread of a pirated copy of Revenge of the Sith.

    Prix Ars Electronica: Sonderpreis für BitTorrent

    … Das „genial einfache Prinzip“ der Superdistribution von BitTorrent würde „Künstlern auf gemeinschaftliche Art und Weise helfen, ihre Arbeit auch weiterhin im Sinne der ‚free software‘-Idee zur Verfügung stellen zu können“.

    What is BitTorrent?

    BitTorrent is a free speech tool.

    BitTorrent gives you the same freedom to publish previously enjoyed by only a select few with special equipment and lots of money. („Freedom of the press is limited to those who own one“ — journalist A.J. Liebling.)

    What is BitTorrent? (Text von damals®, Mai 2005)

    Worum es geht? Um die Freiheit, Profite zu machen (StarWars, Film- & Musikindustrie), um die Freiheit (lies: technische Möglichkeit) Kunstwerke zu verteilen (Ars Electronica), um die Freiheit (lies: ethische Möglichkeit), mit dem persönlichen Computer Dinge zu tun, die einem persönlich gefallen – auch widerrechtliche.

    Die Film- & Musikindustrie ist im Augenblick der Meinung, widerrechtliches schon in den Ansätzen bekämpfen zu dürfen. Eine Art „Minority Report“ PreCrimeUnit. „Er hat ans Raubkopieren gedacht – sofort verhaften!“

    Auch Windows Longhorn wird wahrscheinlich mit einer PreCrime-Funktion ausgestattet sein, die es ein für alle mal verhindert, dass der Benutzer etwas verbotenes tut

    Das aber selbstverständlich nur, bis findige Leute entweder den einen Fehler in der Software-Schicht namens NGSCB (Next Generation Secure Computing Base) entdecken. Oder der Markt (das sind im Zweifel Sie, verehrter Leser!) einfach kein Longhorn kaufen, sondern bei Windows XP oder gar Windows 2000 bleiben. Oder mal Linux installieren. Oder sich einen Mac kaufen (wobei man sich beim Film-affinen Steven Jobs nicht sicher sein kann, dass er uns auch einen Kopierschutz auf’s Auge drückt).

    Leider greift dieses PreCrime-Gehabe immer weiter um sich. Die Umkehr der Beweislast steht kurz bevor. „Beweisen Sie uns, dass Sie

    • nicht zu schnell gefahren sind
    • nicht die Lyrics ihrer Lieblings-CD auswendig gelernt haben(Verstoß gegen das Urheberrecht, wenn Sie den Song ohne Lizenz von der Gema unter der Dusche singen!)
    • nicht zum Randalieren auf die WM wollen (Vorbeuge-Gewahrsam gegen bekannte Fußball-Rowdies.)
    • nicht geklaut haben (Sie heben doch sicher von allem die Rechnung auf, oder?)
    • nicht den X umgebracht haben“ (Wir haben da Gene am Tatort gefunden, die den Ihren verdammt ähnlich sehen!)

    Das werden lustige Zeiten!

    Update 2021: Der Trend zur Verlagerung der Strafbarkeit ins Vorfeld ist leider seit 2005 ungebrochen. Nicht nur in Sachen Software-/Film-/Musik-Piraterie, sondern in eigentlich allen Grundrechts-relevanten Bereichen.

    Beispielsweise diskutiert im lawblog:

    Das grundsätzliche Problem ist hier die extreme Vorverlagerung der Strafbarkeit. Strafbar ist quasi schon die Vorbereitung der Vorbereitung. Deshalb steht der § 89aStGB auch auch bei Kritikern im Geruch der Verfassungswidrigkeit. Der Bundesgerichtshof sieht dies jedoch – zumindest bislang – anders.

    Vorbereitung der Vorbereitung (lawblog.de, André Bohn)
  • Focus!

    (Erstveröffentlicht am 16.04.2005, immer noch aktuell, spätestens, wenn man es auf die „Ich will Cookie setzen“, „Ich will dich für den Newsletter werben“, „Ich will Notifications anzeigen“-Orgie beim Besuch ordinärer WebSites bezieht.)

    Focus ist der Computer-Ausdruck für das Ding auf dem Bildschirm (Dialogbox, Document, …), das gerade das Getippe dessen abbekommt, der vor dem Computer sitzt. Einige Betriebssysteme „klauen“ der Anwendung, mit der der Anwender gerade arbeitet, auf regelmäßiger Basis diesen Fokus, um irgendwelche lästigen Nachfragen einzublenden. Das AskTog Bug House hat diese Verachtung des Anwenders in die Liste der 10 Most Persistent Design Bugs aufgenommen.

    This has happened to me in several areas, including email notification dialogs. My (least) favorite involves downloading a large file over a dialup connection using Internet Explorer. The download might take 30 minutes, so I tend to work on other things while I wait. When the download has completed, Windows pops up a dialog to show you that it is copying the downloaded file from some temporary area to the location where you wanted it. (Why doesn’t it download the file there directly?) It helpfully has a Cancel button available (because after waiting 30 minutes for the download, you might very well not want to wait the 10 seconds it would take to copy the file from one place to another). Keyboard focus has been yanked from what I was doing to this dialog box, where anyone without very quick reflexes can accidentally hit the space bar and select Cancel. How nice.

    10 Most Persistent Design Bugs, Bug 10: Focus-stealing

    Unter Windows ist das ein sehr verbreitetes Phänomen – für mich ein Hinweis darauf, dass die Designer von Windows und vielen Applikationen keinen Respekt vor dem haben, was der Anwender mit ihren Anwendungen tut, arbeitet, kreiert. Wer will schon gerne beim Finden einer griffigen Formulierung unterbrochen werden?

    Als frischer Mac-Konvertit ist mir erst kürzlich aufgefallen, dass ich am Mac entspannter arbeite, eben weil nicht dauernd jemand nach Aufmerksamkeit brüllt! Zum Beispiel lief, während ich den Artikel las und diesen Blog-Eintrag vorbereitet habe, die Systemaktualisierung für Mac OS X 10.3.9. Als sie fertig war, hat sich – obwohl der Mac dringend neu gestartet werden will! (sagt er) – keine Dialogbox in den Vordergrund gedrängt, stattdessen hüpfte das Icon der Software-Aktualisierung kurz. Das ist an der Grenze des Erlaubten. Ich weiß so, dass etwas anliegt, aber ich kann immerhin meinen Blog-Eintrag zu Ende schreiben und mich dann darum kümmern, wenn es mir in den Kram passt!

    Und auch die Bugs 1 bis 9 sind natürlich vollkommen zurecht auf der Liste und sollten dringend behoben werden!

  • „Set this House in Order“ oder „Ich und die anderen“

    (Erstveröffentlicht am 04.03.2005, aber das Buch begleitet mich in Gedanken immer noch, daher habe ich diesen Blog-Eintrag refurbished.)

    Es gibt ja viele Leute, die schwören, dass man Bücher im Original lesen muss (sofern man der Sprache mächtig ist), weil man ja (nie) weiß, wie sehr die Übersetzer den Inhalt verändern.

    Amazon lädt nun ein, selbst ein wenig vergleichende Literatur-Analyse zu betreiben. Es bietet nämlich Matt Ruff’s Roman „Set this House in Order“ im Bundle mit der deutschen Übersetzung „Ich und die anderen“ an.

    Nun will und kann ich nicht die Qualität der deutschen Übersetzung beurteilen (weil ich sie nicht gelesen habe, sondern das englische Original). Aber bleiben wir einfach beim Vergleich des Titels und des Umschlagsbildes (wobei ich zunächst einen Einblick in die Geschichte geben muss):

    Matt Ruff erzählt die Geschichte von Andy, einer multiplen Persönlichkeit, die die verschiedenen Seelen, die in ihrer Brust wohnen, in einem ideelen Haus versammelt hat. Bevor das Haus gebaut wurde, wußten die einzelnen Seelen nichts voneinander und bedienten sich abwechselnd „ihres“ Körpers, je nachdem, wer gerade den stärksten Drang nach außen hatte.

    Durch den Bau des Hauses, in dem jede der Seelen ein Zimmer hat, wurden sich die Seelen der jeweils anderen bewußt und fanden sich zu einer Kooperation zusammen. Die Seele von Andy steuert den Körper die meiste Zeit, andere Seelen dürfen aber zu bestimmten Zeiten „raus“. Sie haben Duschprivilegien und dürfen im Kaufhaus je 2 Dollar in ihrer bevorzugten Abteilung ausgeben.

    Andy arbeitet in einem High-Tech-Start-Up, der sich mit Virtual Reality beschäftigt. Andy wurde dort eingestellt, weil die Chefin des Unternehmens die Multiple Persönlichkeit erkannte und der Meinung ist, dass sie mit dem Haus quasi selbst eine virtuelle Realität geschaffen habe, sich also bestens mit der Materie auskennen müsse. In der Firma trifft Andy auf Penny, genannt „Mouse“, die ebenfalls eine Multiple Persönlichkeit ist, das aber nicht weiß.

    Auch Penny’s Seelen haben einen Weg gefunden, miteinander zu kommunizieren. Anders als bei Andy jedoch nicht in einem „Haus“, sondern über den Umweg von Briefen und Listen, die Penny schon seit sie sich erinnern kann immer wieder findet, die ihr Dinge enthüllen und Aufträge geben.

    Andy versucht, Penny zu helfen, ihre Seelen ebenfalls zu ordnen. Dabei kommen allerdings zwei von Andys eigenen Seelen in die Quere, die Andy noch nicht kennt …

    Und dieser Abriß bezieht sich nur auf das Innenleben, das im ersten Viertel des Buches geschildert wird. Im Roman geht auch im realen Leben einiges vor sich, und es kommt zu einem Road-Trip, der eine Reise in die verdrängte Vergangenheit ist, als Andy versucht, das Haus wieder in Ordnung zu bekommen.

    Zurück zum Titel: Meinem Geschmack nach passt „Set this House in Order“ sehr gut zu dem Buch, weil die Haus-Metapher im Mittelpunkt steht. Der deutsche Titel „Ich und die anderen“ nimmt dieses zentrale Element aus. Und wenn man die Titelbilder vergleicht, fällt mir noch etwas auf:

    Umschlagbild von Set this House in Order (Quelle: Amazon.de)Umschlagbild von Ich und die anderen (Quelle: Amazon.de)

    Die deutsche Ausgabe sieht für mich nach einem Buch aus, das eine lustige Geschichte enthält. Der Einband ist bunt, die „Handschrift“ im Titel suggeriert ebenfalls Frohsinn. Der Einband der englischen Ausgabe ist in kühlem Grau-Blau gehalten, das Bild des Hauses ist segmentweise gegeneinander verschoben, was man aber erst auf den zweiten Blick bemerkt. Für mich eine sehr schöne optische Umsetzung der Unordnung des Hauses.

    Das Buch ist einfühlsam geschrieben und es hat lustige Stellen, zum Beispiel wenn Andy’s Frühstücks-Ritual beschrieben wird, wo viele Seelen nach ihrem Geschmack speisen – aber jede nur ein paar Bissen. Aber es ist bestimmt kein Spaß-Buch!

    Da Matt Ruff aber vom seinem deutschen Verlag offensichtlich in die Spaß-Schublade gepackt wurde, nachdem er „Fool on the Hill“ und „G.A.S.“ geschrieben hatte (die ich übrigens beide nicht in die Spaß-Schublade stecken würde, weil sie beide ihre dunklen Momente haben und nicht in erster Linie Lacher an Lacher reihen), muss nun dieses Buch auch nach Spaß aussehen. Sonst fühlen wir Leser uns ja vielleicht verunsichert.

    Um es ganz klar zu sagen: Ich bin ein großer Fan dieses Buches! Matt Ruff hat einen schwierigen und ungewöhnlichen Stoff genommen und ihn mit seinen zwei Hauptfiguren, Andy und Penny, hart aber einfühlsam erzählt. Ich habe das Buch in wenigen Tagen verschlungen – denn so schwer die Geschichte für Penny und Andy ist, für den Leser ist sie keine Quälerei. Aber ein lustiges Buch ist es eben nicht. Und sollte auch vom Verlag nicht als solches verkleidet werden.

  • Haben wollen: Steve Jobs and the NeXT Big Thing

    (Erstveröffentlicht am 05.03.2005, ergänzt)

    Wo sind Books on demand, wenn man mal wirklich einen demand hat?

    Ich hätte wirklich gerne „Steve Jobs and the NeXT Big Thing“ von Randall Stross, aber in Deutschland scheint mir niemand dieses Buch zu einem vernünftigen Preis verkaufen zu wollen. Nicht mal bei ebay.

    Das Buch erzählt die Geschichte von NeXT Computer Inc., der zweiten Firma, die von Apple-Chef Steve Jobs mitbegründet wurde und die für ihre leistungsstarke und benutzerfreundliche Kombination aus Unix, einem komplett objekt-orientierten Anwendungsentwicklungssystem und einer wegweisender Oberfläche auf fortschrittlichster Hardware bekannt war. Vieles von dem, was Mac OS X heute hat und ist, basiert auf dem NeXT-Betriebssystem NeXTStep.

    Tja, wenn das Verlangen (=demand) nach diesem Buch anhält, werde ich vielleicht doch einen Import aus Amerika in Betracht ziehen. Hat das schon mal jemand gemacht? Funktioniert das?

    Wired Buchkritik

    (Update 2021: Ja, ich habe das Buch inzwischen gekauft und gelesen und das meiste wieder vergessen. Aber ich will ja eh irgendwann mal über all diese Bücher bloggen. Bei vielen dieser Ausarbeitungen ist das Problem, dass die Autoren die harten technischen Themen meiden, um das Publikum nicht zu erschrecken. Genau die würden mich aber interessieren.)

    (Und es gibt ja inzwischen ein hübsches Coffee Table Book mit vielen Fotos aus den ersten NeXT-Jahren, aus der Newton-Entwicklung bei Apple, über Adobe … sehr schön, übrigens: Fearless Genius: The Digital Revolution in Silicon Valley 1985-2000)

    Wired Buchkritik, dazu (mit vielen Fotos aus dem Buch)

  • Entspannter Fahren unter iPod-Einfluß

    (Erstveröffentlichung am 30.03.2005, der genannte iPod war vermutlich ein ClickWheel-iPod.)

    Kennen Sie das? Längere Autofahrt, alleine im Auto, und alle Sender (privat wie GEZ-gesponsert, da nehmen wir mal keinen aus) spielen die „Trash Top 100“ von Morgen rauf und runter.

    Aber ein Griff ins Handschuhfach bringt den iPod zum Vorschein, dann ein bißchen Gefummel mit dem Kassettenadapter, und schon spielt das Radio mein Programm, die ganzen 372 Kilometer (laut Reisekosten-Abrechnung).

    Ich behaupte von mir: Wenn ich nicht ständig nach erträglicher Musik suchen muss, bin ich ein besserer, weil konzentrierterer und gelassenerer Autofahrer. Ich mag meinen iPod!

    Update 2021: Ich kann längere Autofahrten, sofern sie sich nicht pandemiebedingt als unerforderlich erwiesen haben, inzwischen mit den Sendern der Deutschlandfunk-Gruppe durchstehen. Ich kann auch prima mein iPhone ans Car-Entertainment anschließen. Was wir verloren haben mit den Touch-Oberfächen von iPhone und Auto ist Bedienen ohne hinzuschauen.

    Gerade das aktuelle MBUX („Mercedes-Benz User Experience“, hüstel!) lässt sich verantwortungsvoll auf deutschen Autobahnen eigentlich nur von der/dem Co-Pilot*n bedienen. Zuviel Blick und Konzentration landen auf der Mittelkonsole. Die leichten Fahrbahnunebenheiten reichen bei 120 km/h schon aus, damit der Finger am Touch-Ziel vorbei-toucht. Das ebenfalls verbaute TouchPad (dort wo man früher Gänge zu wechseln pflegte) ist im Zusammenspiel mit Apple CarPlay genauso unbrauchbar frustrierend.

  • Zen-Bücher von John J. Muth

    John J. Muth ist ein amerikanischer Illustrator. Auf meiner Suche nach seelischer Entspannung habe ich seine Bücher entdeckt. Sie sehen aus wie Kinderbücher, aber das täuscht. Sie packen alte Zen-Geschichten in eine Rahmenhandlung mit dem weisen Panda Stillwater und den Kindern der Nachbarschaft.

    Die Rahmenhandlung ist dabei realistisch in Wasserfarben gemalt; die Zen- Geschichten in japanischem Stil mit Tinte gezeichnet. Alle vier Bücher sind eine herzerfrischende und seelenwärmende Lektüre, auch gut vor dem Einschlafen nach einem stressigen Tag.

    Die Links gehen zu Amazon, aber ich verwende keine A!liate-Programm. Stattdessen verwenden Sie doch smile.amazon.de und stiften die Provision einem gemeinnützigen Verein Ihres Vertrauens.

    Hier ist noch ein Interview mit John J. Muth.

  • The Mechanics of History

    Ein tänzerisch-akrobatisches Kunstwerk, bei dem sich jeder denken kann, was er will. Ich zum Beispiel an „Aufstieg und Fall“ der Nationen über den Lauf der Geschichte.

    Es gibt mehrere Videos im Netz, das hier ist eines der längsten. Einerseits lädt es wie gesagt zum Nachdenken ein, andererseits kann man einfach nur fasziniert zuschauen.

  • Computer-Geschichte: Silicon Graphics

    Computer-Geschichte: Silicon Graphics

    Silicon Graphics hat in den 1980 Jahren das Thema Computer Generated Imagery (CGI) als Pionier vorangetrieben. Die Seite sgistuff.net stellt historische Hardware und Software von SGI zusammen und bildet damit ein (umfassendes!) Archiv für die Nachwelt.

    Auf der Seite zum allerersten System, einem Grafik-Terminal, findet sich der interessante Hinweis: „The mainboard in the IRIS 1×00 machines was Licensed from Andy Bechtolsheim, Stanford University before Sun was founded.“ Das bedeutet, dass die ersten SGI- und SUN-Systeme gemeinsame „DNA“ haben. Cool, oder?

  • Musik-Kritik, einfach gemacht

    Da fällt mir doch gerade beim Stöbern im iTunes auf, dass es heutzutage wohl einfach ist, ein komplettes Pop-Album zu rezensieren. Während ein Kritiker sich früher mit Skip und Fast Forward durch ein evtl. zu verreißendes Album quälen musste, kann er heute auf die vorkonfektionierten Sound-Schnipsel (Hörproben) der Musik-Stores zurückgreifen. Es gibt zwar keine Garantie, dass die dort ausgewählten 30 Sekunden tatsächlich die Essenz eines Songs wiedergeben – aber machen wir uns mal nichts vor, bei den meisten 3:30 Radio-Edits passieren keine revolutionären Tonart-, Rhythmus- oder Genre-Wechsel.

    Damit könnte man zum Beispiel Album Temptation der Popstars Monrose nur anhand der iTunes-Hörproben wie folgt abhandeln:

    1. “Shame”, der Power-Pop-Song, mit dem sich Bahar in die Herzen der Zuschauer gesungen hat. 
    2. “Even Heaven Cries”, eine Standard-R&B-Ballade, die im Formatradio nicht unangenehm auffallen wird.
    3. “Oh La la”, ein wenig glaubwürdiger Versuch, Fergie (von den Black Eyed Peas) nachzumachen.
    4. “No”, ein Versuch, die „drei Engel“ mit einem Beyonce/Destiny’s Child-Sound auszustatten
    5. “I’m Gonna Freak Ya” – um auf Douglas Adams zurückzugreifen: „größtenteils harmlos“
    6. “Love Don’t Come Easy” eine Ballade für Weihnachten, kuschel, kuschel, mit klimpernden Schneekristallen
    7. “2 of a Kind” (Ups, hier versagt die „Schnipsel-Methode“, die Hörprobe geht von Refrain zu Strophe über und da ändert sich so einiges, aber wir ordnen das hier mal bei „Disco“ ein.)
    8. “Your Love is Right Over Me” Klimper-Klavier-Ballade, nichts aufregendes.
    9. “Work It”, das ist wohl von den „No Angels“ liegen geblieben
    10. “Do That Dance”, das ist Christina Aguilera, aber bevor sie ihren eigenen Stil gefunden hat.
    11. “Live Life Get By” Geigen-Ballade, mit Opern-Schmelz im Hintergrund, vermeidbar.
    12. “Push Up On Me”, noch mehr R&B in Richtung Destiny’s Child

    So, ich würde ja fast wetten, dass ich im Internet keine viel ausführlichere Albumkritik finden werde, vor allem, wenn ich verhinderter Plattenkritiker hier noch ein Summa Summarum dazutexte:

    Insgesamt zeigt sich am Stilmix dieses Albums, dass die Macher hinter Monrose keine zwingende Idee haben, wo sie mit den Mädels hinwollen. Natürlich könnte man Monrose zu Destiny’s Child 2 machen, es ginge aber auch Sugababes oder was in der Tradition von Abba.

    Dankbar kann man für die Entscheidung sein, die Mädels englisch singen zu lassen. Bei der ganzen Deutsch-Pop-Inflation der letzten Zeit, bei der „Reim dich oder ich fress dich“ die Leitlinie der Songschreiber zu sein scheint, ist es entspannend, die Tiefe oder Flachheit eines Textes nicht ganz so genau mitzukriegen!

    Monrose wird seine Fans finden, ja hat sie durch die Popstars!-Show schon gefunden. Jetzt sollen die drei Mädels noch ihren eigenen Stil finden (dürfen), dann kann Monrose an den Erfolg der Angels anknüpfen!

  • „Wenigstens das Ohr-Ding war richtig gut.“

    Zeit für einen Ritt durch’s Netz zum gestrigen Popstars-Finale. Der Titel dieses Beitrags ist von Dramaking Olly, der sich das ganze nur angesehen hat, weil er von Missy (vermutlich Dame seines Herzens) die Sendung durch hinterm Ohr gekrault wurde.

    Über die endgültige Zusammensetzung der Band kann noch einige Zeit trefflich gestritten werden, schließlich hatte von den letzten Sechs jede genug Talent für eine Girl-Group.

    Einschub: Warum heißt es (diesmal?) eigentlich „Popstars-Band„? Das ist eine Girl-Group! Band ist, wenn noch Menschen mit Instrumenten um die/den Sänger/in herumstehen.

    Während also die Leistung der Kandidatinnen außer Frage steht, muss sich Pro 7 fragen lassen, welcher Teufel (oder finanzielle Notlage) sie geritten hat, Oli „P“ Petszokat zum Entertainer zu ernennen (siehe folgendes Zitat) und mit der Moderation des Finales zu beauftragen.

    Bereits am 23. November 2006 moderiert der 28-Jährige, den ProSieben in einer Pressemitteilung gleich zum „Entertainer“ berfördert, die Entscheidung bei «Popstars». […] Ein wenig Moderations-Erfahrung bringt Petszokat jedoch bereits mit: Bis vor wenigen Monaten moderierte er die tägliche Gameshow «5 gegen 5» bei RTL II. Zuvor präsentierte er gemeinsam mit Jochen Bendel die «Big Brother»-Show. 

    Quotenmeter

    Netter Tippfehler bei Quotenmeter: “zum „Entertainer“ berfördert”, wobei es sich wahrscheinlich um eine Kreuzung aus “befördert” und “überfordert” handelt.

    Das Popstars-Finale hatte das Zeug zur großen Abendshow und hat Pro 7 ordentlich Einschaltquote gebracht:

    Das Finale der Castingshow erreichte ab 20:15 Uhr im Durchschnitt nämlich 3,80 Millionen junge Menschen, ein Marktanteil von 29,9 Prozent wurde gemessen.

    Quotenmeter

    Eine solche sichere Bank einem Moderator zu überlassen, zu dem mir nur Vokabeln einfallen, die mit „un-“ anfangen (Kostprobe: unprofessional, uncharmant, unwitzig, unvorbereitet, uninteressiert), zeugt entweder von Mut oder von einer „Ist doch egal, die schauen das sowieso an, da können wir irgendwen als Moderator nehmen“-Haltung. Wie Herr Petszokat Familie und Freunde der Mädchen von der Bühne gescheucht hat, wird es hoffentlich in die Top 10 der peinlichsten Fernsehmomente des Jahres schaffen. Dass er die Leute nicht gleich vom Bühnenrand gestoßen hat, war ein reines Wunder.

    Vor allem mitzuerleben, wie sich Olli P. entlarvte, es nicht mal bei einem Moderator-Casting in die zweite Runde zu schaffen.

    Too POSH to PUSH: Mondeo

    …(und wer auf die dusslige Idee gekommen ist, Oli P. als Moderator für diese 3-Stunden-Sendung anzusetzen, bleibt ein Rätsel) …

    Ritters Sport

    Und Oli P. ist ein [beep]. Sagt der „Ihr werdet später sicherlich sowieso noch feiern, bei einem Glas Milch oder – Wildschweinschorle.“ Und das zu ca. 7 Muslimen, die auf der Bühne stehen, um Senna zu gratulieren. Hahaha, was für ein [beep].

    juls im mezzanine

    Und ich hatte gehofft, ich hätte mich verhört!

    Wer hat Oli P. eingeredet, dass er ein Moderator ist? Eine unsäglichere Moderation habe ich seit den ersten beiden DSDS-Staffeln nicht mehr gehört!

    finyard: Monrose – The next best superstar

    finyard weist auch auf die fragwürdige Auswahl einer der „Hymnen“ hin, der Musik-Einspieler für „Mädchen kommt eine Runde weiter“ oder „Armes Mädchen muss nach Hause gehen“:

    Haben sich die Popstars-Macher auch nur einmal den Text von „Next Best Superstar“ von Melanie C. angehört, den sie bei der Verkündung der Siegerin des Zuschauervotings als Sieges-Hymne eingespielt haben? Wahrscheinlich nicht, denn sonst wüssten sie, dass sich Melanie C. in diesem Song ausgesprochen kritisch mit Formaten wie „Popstars“ auseinandersetzt – und dabei kein positives Fazit zieht.

    finyard: Monrose – The next best superstar

    Vielleicht war ja der gleiche Mensch für Musik- und Moderatoren-Auswahl zuständig?

    Genug zum Moderatoren-Desaster. Nach dem „Germany’s Next Top Model“ und vor dem nächsten „Popstars“ führt Pro 7 einfach noch ein Moderatoren-Casting durch und der Sieger darf, statt auf die Vogue, das nächste Popstars-Finale moderieren. „Germany’s next Hans-Joachim Kulenkampff“ möchte ich als Titelvorschlag hiermit einreichen. 

    Für die jüngeren unter den Lesern, Hans-Joachim Kulenkampff war einer besten (wenn nicht gar der beste der) deutschen Fernsehmoderatoren.

    Und zum Schluss noch Verschwörungstheorie: Nachdem letzten Freitag schon die erste Single von Monrose bei Amazon aufgetaucht war, auf deren Cover Bahar, Kati und Mandy auszumachen waren (nachzulesen unter anderem bei der Netzeitung), witterten einige Schmu und Betrug. Unterstellt man einmal, dass diese Konstellation tatsächlich vorher festgelegt wurde, war der Plan nun aufgeflogen. Um die Glaubwürdigkeit zu wahren, durfte es gestern Abend auf keinen Fall zu der vorab veröffentlichten Konstellation kommen.

    Man kann also ohne weiteres der Meinung sein, dass Senna kurzfristig Kati ersetzte. Senna wäre dann als Erste nominiert worden, um sie als über jeden Zweifel erhabene Favoritin darzustellen. In der zweiten Runde wäre dann Kati geopfert worden. Und wenn Produzent Dieter Falk nicht ein exzellenter Schauspieler ist, war es zumindest für ihn tatsächlich ein Opfer. In der dritten Runde konnte man sich darauf verlassen, dass Mandy in der Zuschauergunst die farblosere Romina schlagen würde. Interessanterweise habe ich keine Prozentzahlen vom Ausgang des Televotings für Mandy oder Romina gehört.

    Bleibt nur noch, den drei Siegerinnen viel Erfolg zu wünschen. Nach den ganzen nervenaufreibenden Jury-Spielchen („Du bist raus, vielleicht, aber, doch nicht, oder?“), dürfte die Promotiontour für Single und Album ein Zuckerschlecken werden.

    Bei iTunes habe ich neulich in eine Live-Aufnahme von den Sugababes gehört, und: Mädels!, so gut wie die singt ihr allemal!

  • Im Königreich der Substantive

    For the lack of a horse,
    RidersGuild.getRiderNotificationSubscriberList().
    getBroadcaster().run(
    new BroadcastMessage(
    StableFactory.getNullHorseInstance()));

    Steve Yegge mit einem amüsant geschriebenen Bericht aus Javaland, wo der König mit dem Sonnengott spricht. Es geht darum, dass in Java alles eine Klasse und damit ein Substantiv sein muss, und Verben ein ärmliches, an den Rand gedrängtes Leben führen, noch dazu meist in den eingeschränkten Formen von doIt()execute() oder run().

    Dabei gibt es doch Programmiersprachen, in denen Verben das Land mit Leben füllen und ohne die Aufsicht von Klassen frei in der Gegend herumlaufen dürfen. Lesenswert für alle, die in letzter Zeit zuviel Java programmiert haben.

    Drauf gekommen durch Joel’s Artikel Can Your Programming Language Do This?.

    Now you need a way to pass an argument to the function which itself is a function. This is an important capability, because it increases the chances that you’ll be able to find common code that can be stashed away in a function.

    Das Gedicht, das im Artikel javanisiert wird, habe ich auch gefunden, ohne Exceptions jetzt.

  • Appple- und NeXT-Geschichte auf deutsch

    Durch Mac Essentials* auf exzellente (schweizer) Seiten zur Geschichte von Apple und NeXT gestoßen:

    Update 2023-07-25: Die Mac Essentials gibt es ja leider schon lange nicht mehr, aber die Links in die Schweiz funktionieren noch!

  • Edward Tufte: Sparklines

    NEW Sparklines : Hier zeigt uns Edward Tufte, wie man kleine Diagramme mittem im Text unterbringt – und wieviele sinnvolle Anwendungen es dafür gibt.

    Update, 2023-07-25: Die verlinkte Seite gibt es nach fast 20 Jahren noch und zeigt aktuelle Anwendungen der Sparklines, unter anderem ein Apple Watch Face, und historische Anwendungen (prior art?) beim Auffinden von Pulsaren

    Es wird Zeit für mein erstes Tufte-Buch, wird es nicht?

    Update, 2023-07-25: Immer noch nicht 🙁

  • Laut-hals beklagte Talent-Verschwendung der Zimmer

    laut.de schreibt sich einiges an Frust von der Seele. Warum, warum nur, gibt sich Joana Zimmer mit ihrer tollen Stimme und ihrem Jazz-Hintergrund für „belanglosen Chartsmüll“ her?

    Wer zum Henker ist eigentlich dafür verantwortlich, dass ein Talent nach dem anderen auf dem kreativen Friedhof landet, nur weil irgendwelche Manager meinen, sie müssten international gültigen Standards nachhecheln, die zwar kurzfristig Erfolg versprechen, dafür aber ungefähr so aufregend sind wie ein Hundehaufen im englischen Regen? Nebenbei: Celine Dion hat fertig. Von dieser Frau kommt nichts mehr. Deshalb auch ihr Rückzug nach Las Vegas.

    Joana Zimmer: My Innermost (CD-Kritik)

    Nachdem aber laut.de in Joanas Biographie ihre Zielstrebigkeit hervorhebt, und wir einfach mal davon ausgehen, dass es eben nicht ihr Ziel ist, „belanglosen Chartsmüll“ zu machen, ist unsere Theorie, dass sie jetzt ein oder zwei „böse Musikindustrie“-konforme Alben macht, und vom eingenommenen Geld dann ihre richtige Musik finanziert. Unterdessen hören wir ihr halt bei ihren chartskonformen Singübungen zu. 

    Es gibt definitiv Schlechteres. Zum Beispiel der Schlumpf-Refrain von Akon’s „Lonely“.

    Übrigens, als ich „Ghetto Gospel“ von 2Pac das erste Mal hörte, dachte ich, „Nanu, singt da einer von der Kelly Family mit?“ — Aber nein, es ist Sir Elton John. Na, dann ist ja gut!

  • Älteres, abgestaubt

    Aus 20 Jahren Bloggerei ein paar Einträge aus der Blogger-Ära (~2005?)

    42 47 Ways To Say “Broken” 

    Bei Tim Bray gibt’s eine gepflegte Liste englischer Ausdrücke für „Tut nicht!“ Besonders nett finde ich “long-term pending mode”. Das trifft ein oder zwei Features in meinem Projekt ganz gut!

    Autoenigmatisch 

    … sich selbst ein Rätsel sein.

    Tori on Peter

    Peter Gabriel taught me, when I worked with him a bit in the early 1990s, that attention to structure is what you have to develop if you’re going to be a composer/songwriter generating effective work throughout your life.

    EXCLUSIVE Excerpt from ‚Tori Amos: Piece by Piece‘

    Und viele weitere interessante Gedanken von Tori, deren neues Album am 22.2. herauskommt!

    Update 2021: Weniger als 17 Jahre später habe ich mir dann mal das Buch bestellt. Der Link geht jetzt in die Wayback Machine, dieser völlig unbekannten Bewahrerin der Internetkultur. Mal wieder spenden, wenn Geld vorhanden, bitte.

    ABOUT DAVE CUTLER… 

    Da sucht man nun (nach der Lektüre von „ShowStopper“, dt.: „Der Krieg der Codes, Wie Microsoft ein neues Betriebssystem entwickelt“) nach Dave Cutler, dem Chef-Programmierer von Windows NT/2K/XP und stattdessen findet man diesen Mensch hier:

    „Dave Cutler lives with his wife Carol and their two children and dog in Redding, CT. He is a graduate with honors from the School of Visual Arts and has been a free-lance illustrator for 20 years.“

    About Dave…

    Ein paar Klicks durch sein Portfolio entdecken ein Faible für Technologie und eine Leidenschaft für Menschliches – in schönen Farben und klaren Formen ausgeführt.

    Update 2021: Inzwischen hat Dave Cutler bei Microsoft eine ordentliche Ehrung bekommen, The engineer’s engineer: Computer industry luminaries salute Dave Cutler’s five-decade-long quest for quality

    Dave Cutler war nicht nur verantwortlich für die erste Version von Windows NT, nein, er leitet das Team, wie es aussieht, noch heute. Ob er wohl noch zum Codeschreiben kommt? (Update 2021: Inzwischen war er auch in Azure unterwegs und in der X-Box ebenfalls.)

    Avie Tevanian

    Und weil wir gerade bei Betriebssystem-Halbgöttern sind, hier Dave Cutler’s „Gegenspieler“, der Mensch, unter dessen Ägide das Mac OS X entstanden ist: Apple Kurz-Bio Avie Tevanian und ein Interview mit seiner Hochschule (CarnegieMellon). (Update 2021: Stattdessen die Oral History-Videos des Computer History Museum:)

    Und zwei Links zum Werdegang von NeXTStep zu Mac OS X: (Update 2021: Links auf Wayback Machine umgestellt.)

    It would be an understatement to say that OS X is derived from NEXTSTEP and OPENSTEP. In many respects, it’s not just similar, it’s the same. One can think of it as OpenStep 5 or 6, say. This is not a bad thing at all – rather than create an operating system from scratch, Apple tried to do the smart thing, and used what they already had to a great extent.

    A Brief History of Mac OS X

    Apple has leveraged a lot of existing open source software by integrating it well (usually) with their system: apache, bind, binutils, cvs, gcc, gdb, gimp_print, kerberos, mysql, openssh, openssl, pam, perl, postfix, ppp, python, rsync, samba, and many more BSD/GNU/other packages … are all part of Darwin.

    Architecture of Mac OS X